Der amerikanische Traum

Wenn ich mich so in Berlin umsehe, dann werde ich ein bißchen an die Zeit Amerikas in den 90ern erinnert. Nachdem der Kommunismus besiegt war, glaubten wir alle, nun stünde ein goldenes Zeitalter bevor. Der 11. September und die Islamisten haben das alles vereitelt und ein Klima des Mißtrauens und der Angst erzeugt. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. In Amerika galt es immer als besonders wichtig, aufsteigen zu können und allein auf sich gestellt, alles zu erreichen, was denkbar ist. Lange Zeit war das ein Versprechen, das auch gehalten wurde. Heute aber ist das völlig anders. So sitzen die Reichen auf ihrem Geld und benutzen es, um ihre Macht auszubauen.

Das ist zum Teil auch in Ordnung, denn wer etwas schafft und erschafft, der soll es auch voll ausnutzen können. Daneben jedoch wurde eine Art Geldadel geschaffen, der sich aus Erben und dergleichen zusammensetzt. Da sitzen dann Söhne und Töchter in Positionen, die eigentlich nur durch harte Arbeit und Kreativität erreichbar gewesen sind. Die oberen Zehntausend haben sich eingerichtet und sie blockieren jeden Aufstieg nach Kräften. Verschiedene Politiker nutzen das gleich mit aus und hetzen gegen jede Veränderung als Sozialismus! Das müsst Ihr euch mal vorstellen! So ein Blödsinn, doch die Leute scheinen es zu glauben und schimpfen auf die angeblich sozialistische Regierung von Präsident Obama. Er hat es echt schwer, etwas zu verändern und wird dann als lahme Ente beschimpft. Ihr glaubt gar nicht, wie gut Ihr es in der BRD habt. Auch hier gibt es diese Geldsäcke natürlich, aber die Schere zwischen Arm und Reich klafft bei weitem nicht auseinander wie bei uns. Und viele Firmen verdienen sogar noch dran. Sie produzieren billigstes Essen voller Zucker und Fett, das die Armen Leute verzehren, die dann noch dicker und entsprechend fauler werden.

Da lässt sich herrlich Geld verdienen, nicht wahr und kaum einer merkt es! Unsere Intellektuellen hingegen haben nur den eigenen Ruhm im Sinn und kaum einer geht auf die Barrikaden. Amerika ist dieser Tage ein Land, das zwar auf den Gebieten der Gesundheitsforschung, der digitalen Entwicklung oder auch beim Militär führend ist, gesellschaftlich wahrlich kein gutes Beispiel mehr abgibt! Wer heute behauptet, Amerika sei ein Symbol der Freiheit, der macht sich lächerlich. Freiheit gibt es zwar noch, aber es ist die Freiheit der Reichen und der Besitzenden. Fast schon wie einst der Adel bei Euch hier in Europa glauben diese Leute, ihnen gehörten Land und Menschen! Es ist eine Schande und ich schäme mich dafür.

Klar, ich lebe in Berlin und bin auch ein Weltbürger, aber es macht mich doch traurig zu sehen, wie unsere so große und einstmals wirklich beispielhafte Nation den Bach runter geht. Ich kann nur hoffen, dass da ein Umdenken stattfindet, aber ich habe wenig Hoffnung. Die Kriege der letzten Zeit haben uns ausgezehrt und es scheint, als ob wir nun wieder die isolationistische Karte spielen werden. Fatal wäre das, denn die Welt ist doch viel ärmer ohne Amerika. Ich hoffe, dass sich die Leute wieder mehr engagieren und dass Werte wie Verzicht und Zusammenhalt wieder wichtiger werden. Wenn ich mir aber die anderen, gerade die asiatischen Nationen ansehe, so glaube ich eher an deren Kraft und an deren Entschlusskraft.

Dort gibt es natürlich noch viel krassere Spaltungen, aber es wird wenigstens nicht mit aller Macht auf diese Spaltungen hingearbeitet, nur damit ein Teil den anderen Teil auf Dauer aussaugen und kontrollieren kann. In den USA jedenfalls ist das heute ganz klar an der Tagesordnung.