Berlin ist meine Galerie: Moderne Kunst
Berlin führt im besten Sinne ein Doppelleben. Auf der einen Seite ist es die Hauptstadt Deutschlands mit allem nötigen Ernst und Stil. Einflussreiche Politiker, repräsentative Bauten und Regierungsgebäude säumen die Ufer der Spree und lassen keinen Zweifel daran, dass Berlin mit seiner historisch gewachsenen Relevanz ganz oben mitspielt.
Berlin hat aber auch eine andere, verspielte Seite, die über die Jahre viele Exoten und Individualisten in die Stadt gelockt hat. Die Künstlerszene in Berlin boomt, mittlerweile leben über 20.000 Künstler (Stand 2015) in der Hauptstadt und verwirklichen ihren Traum von der Kunst. Ausgestellt werden die Werke in den über 430 Galerien der Stadt. Insgesamt 100 Millionen Euro Umsatz kamen alleine im Jahr 2009 zusammen, der Großteil davon (rund 60 Prozent) aus der Malerei. Mit 3000 Ausstellungen pro Jahr auf über 45.000 qm Ausstellungsfläche stellt Berlin damit andere Großstädte wie Hamburg locker in den Schatten.
Das Besondere an Berlin ist wohl, dass sich die Stadt im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert und neu definiert hat. Historische Gebäude wurden ergänzt durch moderne Glasbauten, Überreste der Kriegszeit wie Bunker und Luftschutzräume blenden zusammen mit den Gebäuden der Neuzeit und schaffen die perfekten Räume für Kunstliebhaber und Künstler. Die Stadt hat viele große Flächen zu bieten: Helle Künstlerstudios entstehen in alten Schwimmbädern, Bunkern, Krankenhäuser oder Fabrikgebäuden. Inspiriert von der großen Vielzahl an kulturellen Angeboten, wie Museen, Konzerträumen, Streetart-Kunstwerken und geschichtsträchtigen Orten, entstehen in Berlin multikulturelle und generationsübergreifende Kunstwerke. Die Stadt nimmt die Künstler mit offenen Armen auf: Stipendien und Förderprojekte gibt es in großer Zahl in Berlin, private Sponsoren und Institutionen unterstützen junge Künstler finanziell.
Die immer neuen Entwicklungen und künstlerischen Ausdrucksformen sind auch ein Zeugnis der Offenheit der Berliner Bürger. Berlin erlaubt es den oft unkonventionellen Künstlern sich selber auszuleben, auszuprobieren und Neues zu wagen. Teilweise werden die Bürger sogar selber zu einem Teil der Kunst. Sie werden aus der Beobachterrolle herausgelöst, weil sie diskutieren, kritisieren und so der Kunst auch einen sozialen Zweck einhauchen. Die Kunst schafft dort oft den Brückenschlag zwischen den zwei Leben der Stadt, indem sie Kunstwerke und Installationen mit politischen und sozialen Themen auflädt und den Diskurs anregt.
Betrachtet man die große Kunst- und Künstlerszene in Berlin, so kann man nur zu einem Schluss kommen: Die Stadt selber ist ein einziges Kunstwerk und fertig ist es noch lange nicht.