Wahlwimpel mit dem Schriftzug "Vote" stehen symbolisch für die Wahl am 1. November 2020 in Amerika.

US-Präsidentschaftswahl 2020: Die Wahl aus Sicht eines in Berlin lebenden Amerikaners

Am 3. November 2020 ist die Präsidentschaftswahlin Amerika. Kommt es zum Machtwechsel und Joe Biden regiert zukünftig die USA? Oder setzt Trump seine Präsidentschaft fort? Für mich als Amerikaner, der seit mehreren Jahren in Berlin lebt, ist es mir persönlich ein wichtiges Anliegen, meine Stimme aus dem Ausland abzugeben. Ich und meine Landsleute, wir alle, die hier in Deutschland wohnen bzw. als Soldaten stationiert sind, stellen schließlich mit unseren Stimmabgaben die größte Wählergruppe außerhalb der USA. Und ich möchte es mit meiner Stimme für Herausforderer Joe Biden zumindest versuchen, weitere vier Jahre Donald Trump zu verhindern.

Präsidentschaftswahl in den USA

Ich habe aktiv den US-Wahlkampf in den Medien mit verfolgt. Traditionell ist das immer eine riesengroße Show. Gerade die TV-Duelle dienen als Plattform, möglichst viel auszuteilen und gerade die unentschlossenen Wähler als Stimmen für sich zu gewinnen. Dass sich beide Kontrahenten gerade im ersten Aufeinandertreffen im TV nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben und Joe Biden ein sehr alter, eher schwacher Präsidentschaftskandidat ist, steht außer Frage.

Dennoch braucht Amerika einen Umbruch, deswegen wähle ich per Briefwahl. Ich wohne zwar in der Bundeshauptstadt, habe aber weiterhin einen amerikanischen Pass und somit das Recht, auch aus dem Ausland heraus meine Stimme abzugeben. Doch ganz so einfach wie die Briefwahl meiner deutschen Freunde ist eine US-Briefwahl nicht. Man kann leicht den Eindruck haben, dass dieses komplizierte, bürokratische Prozedere der Wahlunterlagen, die ins Ausland versandt werden, Absicht ist.

Wie lief die Briefwahl ab?

Am Anfang muss ich mich zuallererst online registrieren und die Wahlunterlagen eigenständig anfordern. Vor ein paar Jahren musste ich erst einmal herausfinden, welches Wahlbüro überhaupt für mich zuständig ist – in meinem Fall mein Geburtsort New York, dort habe ich zuletzt gewohnt. Bei der letzten US-Präsidentschaftswahl 2016 schickten mir die Wahlbehörden falsche Briefunterlagen zu: Stimmzettel, die nur für Wähler innerhalb der USA bestimmt waren. Es dauerte geschlagene drei Wochen, bis die neuen, korrekten Unterlagen bei mir eintrafen.

Immerhin hatte ich das bereits rechtzeitig einkalkuliert, weil ich im Internet z. B. von in Deutschland stationierten US-Soldaten erfahren hatte, dass sie ähnliches erlebt hatten. Deren nachträglich korrekt ausgefüllten Wahlunterlagen kamen dann oft zu spät in den USA an und wurden somit für ungültig erklärt. Auch die Anleitungen zum Wählen sind manchmal sehr abenteuerlich, ich vergleiche das gerne mit der Ausfüllhilfe zur Steuererklärung meiner Freunde in Deutschland.

Ich habe in Berlin den Luxus, hier direkt vor Ort die amerikanische Botschaft zu haben, und gebe dort meine Wahlunterlagen ab. Diese werden dann per Diplomatenpost zur Auszählung in die USA versandt und auf die einzelnen Wahlkreise verteilt.

Ein zutiefst gespaltenes Land

Frauen demonstrieren in Washington gegen die Poltik von Donald Trump.Wie die Präsidentschaftswahl letztendlich ausgeht, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass Amerika unter der vierjährigen Herrschaft von Donald Trump eine sehr zerrissene Nation geworden ist.

Umfragen ergeben, dass viele US-Bürger im Ausland für Biden stimmen werden. Und auch wenn der US-Präsident seit Monaten fälschlicherweise behauptet, dass die US-Briefwahl innerhalb sowie außerhalb der USA Wahlbetrug fördert: Wegen der Corona-Pandemie haben sich die Amerikaner in Rekordhöhe auch im eigenen Land für die Briefwahl entschieden.

Egal also, ob per Wahlurne oder per Brief: Jede Stimme zählt, das muss auch ein Donald Trump akzeptieren!